Beatrice Kueninger – About

Beatrice Kueninger was originally trained in fashion and costume design. Between 2004 and 2007, she studied acting, which propelled her into voice work, performative art, video and audio projects, as well as into collaborations with other artists. At the same time she pursued her own artistic projects and began her studies at the Academy of Fine Arts in Vienna – Art Education, Textile Arts with a focus on individual artistic tuition in the field of Extended Painting Space. Artists and teachers Jakob Lena Knebel and Daniel Richter have been especially enriching and of significant importance in Beatrice’s development.

Beatrice Kueninger’s approach to art is one of many perspectives and concepts. In practice, she works multimedially, drawing back on painting, object art, video and photography. Societal and environmental issues play a central role in her work. At the moment, she deals with the origin and impact of affect and emotions, especially in regard to interpersonal relations as well the connection between humans and non-humans. Her video-piece reading to a friend (2018) exemplifies this subject. Here, akin to some sort of alternative reality, the artist undermines the binary concepts of Object/Subject, redefining and renegotiating relationships in the process.

Beatrice Kueninger lives and works in Vienna, Austria

(Thanks to Manisha Jothady-Haller and Melvin Küninger)


Beatrice Küningers künstlerisches Betätigungsfeld ist ein vielseitiges: Die Bandbreite der Ausdrucksformen, derer sie sich bedient, reicht von Malerei und Fotografie bis hin zu Skulptur und Video. Scheinbar dem Alltag und manchmal sogar der Welt enthoben – so oder ähnlich könnte einer der Eindrücke lauten, der einem in Anbetracht von Küningers Arbeiten in den Sinn kommt. Schwebende Blau- und Grautöne nehmen je nach Bedarf mehr oder weniger Gestalt und Form an, bei Weitem aber nicht nur diese. Insgesamt nimmt in Küningers künstlerischen Auseinandersetzung Malerei einen geraumen Stellenwert ein.

Auf Spuren des Alltäglichen und deren Verfremdung durch die Konzentration auf Details weisen Arbeiten wie „Intersection“ (2013) oder „French Saucer“ (2013) hin. Der Flüchtigkeit von Bewegung und dem Spiel mit Licht und Schatten gibt Küninger in „hoola hoop“ (2011) oder auch in „Ping Pong“ (2009) einen dynamischen, malerischen Rahmen.

Spuren am Körper wiederum verfolgt die 9-teilige Foto-Serie „mapping moles“ (2015), in der auf bloßer Haut Verbindungslinien zwischen einzelnen Muttermalen gezogen wurden. In dieser Arbeit nähert sich Küninger der menschlichen Haut mit spielerischen Blick und einem Zugang, der Einspruch erhebt gegen idealisierende Abbildungen von Haut in den Medien und omnipräsente Photoshop-Ästhetisierung. Muttermale – insbesondere, wenn sie nicht wegretouchiert werden – gelten heutzutage als Marker für Hauterkrankungen: auch diese Konnotation schwingt bei mapping moles mit.

Die Vermessung von Körper und Individuum und deren Verhältnis zum Raum – und vorallem unser Blick darauf – bestimmt Arbeiten wie „concealed“ (2013) oder „After All“ (2012). Dieses Ausloten der Spannweite zwischen Distanznahme auf der einen Seite und Begegnung auf Augenhöhe auf der anderen, erfährt in Arbeiten wie „transformation“ (2014), denen Begegnungen mit Passanten vorausgingen, oder „Delphine“ (2007), wo ein gigantischer Zoom inszeniert wird, eine nochmalige Zuspitzung: Wie fern kann man seinem Gegenüber auch bei maximaler körperlicher Nähe eigentlich sein?

Die Auseinandersetzung mit Bild-Ikonen und -Klischees demonstriert eine durch teilweise Übermalung verschleierte Salon-Szene mit dem Titel „Rendez-vous“ (2011) oder auch ein sanftes Schwarz-Weiß-Portrait der Künstlerin und Erfinderin Hedi Lamarr („Hedi L.“, 2012,).

Brüche und Subversionen des Alltäglichen, nämlich durch bewusste Eingriffe in dessen Ordnungssysteme macht etwa die Arbeit „Yoga“ (2010) ersichtlich: Hier übt eine Frau ihre Figuren auf den Sitzbänken eines Reisezuges ein. Kräftige Farben und Kontraste, schematische Körperumrisse, die durch eine Collagetechnik erst Tiefe erlangen, versprühen Esprit und – durchaus wortwörtlich – Lust am ‚Auf-den-Kopf-stellen‘ des eigenen (Körper-)Lebens.

In ihrer gleichnamigen Installation „Im öffentlichen Raum kann es zu Situationen kommen“ (2014) trifft man auf Reise- und Einkaufstaschen, die auf und neben einer Parkbank gruppiert sind und damit dort als Platzhalter ihrer möglichen Besitzer_innen Stellung beziehen. Flanierende, Tourist_innen oder Obdachlose sind hier allesamt abwesend, nicht aber ihre papierene Ausstattung, welche die Künstlerin 2014 beim open studio day im Rahmen der Vienna Artweek der Öffentlichkeit präsentierte.

Während in dieser Arbeit Örtlichkeit fixiert wird, wird sie in der Videoarbeit „I’m a Cyborg, but that’s OK“ (2015) gezielt verwirrt. Hier sucht – anstatt der Künstlerin – ein Staubsaugerroboter alle Plätze auf, die Küningers Alltag bestimmen und von ihr im Laufe einer Woche normalerweise frequentiert werden. Das Ergebnis: Rollentausch. Fragen, die dennoch bleiben: Wo endet der Raum, wo beginnt er und wie orientieren wir unseren Blick darin? Welche architektonischen Bezugspunkte und Gegenstände bieten überhaupt noch Gelegenheit, sich an ihnen – zumindest mit den Augen und wenn auch nur für Momente – festzuhalten? Es ist gerade dieses Befragen und Beobachten von Raum- und Zeitkoordinaten und unserer jeweiligen Verortung darin, die Beatrice Küninger in ihren Arbeiten als Anlass nimmt, tiefer zu graben und ihren Akt der Auswahl auf (Foto-)Papier, Leinwand oder den Bildschirm zu bringen. Sie tut dies ebenso behutsam wie kraftvoll, wohlüberlegt und zweifelsohne im Wissen um den bestmöglichen Einsatz ihrer künstlerischen Mittel.

Antonia Rahofer
Januar 2016

Genannte Werke:

Intersection (2013, Öl auf Leinwand, 100 x 130 cm)

French Saucer (2013, Öl auf Leinwand, 100 x 200 cm)

hoola hoop (2011, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm)

Ping Pong (2009, Öl auf Leinwand, 40 x 60 cm)

mapping moles (2015, C – Print, 21 x 31,5 cm)

concealed (2013 Öl auf Leinwand, 80×100 cm)

After All (2012, Öl auf Leinwand, 75 c 100 cm)

transformation (2014, Acryl auf Foto, 29,7 x 29,8 cm)

Delphine (2007, Aquarelle auf Papier, 70 x 95 cm)

Rendez-vous (2011, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm)

Hedi L., (2012, Acryl auf Leinwand, 24 x 30 cm)

Yoga (2010, Mixed Media, Öl, Papier auf Karton, 22 x 30 cm)

Im öffentlichen Raum kann es zu Situationen kommen (2014, Objekt aus Papier, Vlies, Karton, 18 x 18 x 44 cm)

I’m a Cyborg, but that’s OK (2015, Video, 15 Min.)